Die zentrale Rolle erneuerbarer Energien bei der öffentlichen Stromerzeugung im Jahr 2024

2025-03-10
Im Jahr 2024 wird die deutsche Energielandschaft ein rekordverdächtiges Wachstum im Bereich der erneuerbaren Energien, einen starken Anstieg bei der Batteriespeicherung und einen Rückgang bei der Kohle erleben, was einen deutlichen Wandel hin zu einem saubereren und nachhaltigeren Stromsystem markiert.

Im entscheidenden Jahr 2024 Windenergie hat sich zur wichtigsten Energiequelle in Deutschland entwickelt und verzeichnete beeindruckende 136,4 Terawattstunden (TWh). Dies entspricht 33 % der gesamten öffentlichen Stromproduktion. Allerdings kam es 2024 zu einem kleinen Rückgang der Windleistung, die im Vergleich zum Vorjahr nur 139 TWh produzierte. Die Windenergie an Land sank von 115,3 TWh im Jahr 2023 auf 110,7 TWh im Jahr 2024, die Offshore-Produktion stieg jedoch leicht auf 25,7 TWh gegenüber 23,5 TWh im Vorjahr. Dennoch hat der Ausbau der Windenergie die erwarteten Prognosen noch nicht eingeholt. Bis November hatte Deutschland an Land nur 2,4 Gigawatt (GW) zu bauen vermocht, weit unter den geplanten 7 GW. Der Ausbau der Offshore-Anlagen zeigte jedoch im Vergleich zu den Vorjahren vielversprechende Fortschritte und erreichte einen neuen Rekord von 0,7 GW.


Der beeindruckende Einfluss von Photovoltaikanlagen auf die Stromproduktion


Photovoltaikanlagen verzeichneten ein Rekordjahr und erzeugten im Jahr 2024 72,2 TWh. Die Netzbetreiber speisten 59,8 TWh in das öffentliche Netz ein, während der Rest für den Eigenverbrauch verwendet wurde. Dies entspricht einer Steigerung von 18 % gegenüber dem Vorjahr, mit einem Gesamtanstieg von 10,8 TWh. Die Photovoltaik machte 14 % der gesamten öffentlichen Nettostromproduktion aus, wobei im Juli 2024 mit 8,7 TWh die höchste Solarstromerzeugung verzeichnet wurde. Im Gegensatz zur Windenergie übertraf der Photovoltaik-Ausbau das zweite Jahr in Folge erfolgreich die staatlichen Ziele. Bis November hatte die Installation bereits 13,3 GW erreicht und damit das Ziel von 13 GW übertroffen. Da die vollständigen Daten für 2024 noch nicht bestätigt sind, wird erwartet, dass die Gesamtleistung bis Ende des Jahres bei erstaunlichen 15,9 GW liegen wird, was das robuste zweistellige Wachstum der Photovoltaik zeigt.


Wasserkraft und Biomasseenergie: Zuverlässige Säulen der Stromerzeugung


Die Stromerzeugung aus Wasserkraft blieb mit etwa 21,7 TWh gegenüber dem Vorjahr konstant, die installierte Leistung betrug stabil 6,4 GW. Auch die Stromerzeugung aus Biomasse blieb unverändert und lieferte 36 TWh Strom bei unveränderter installierter Leistung von 9,1 GW.


Der beispiellose Erfolg der erneuerbaren Energien spiegelt sich in den Zahlen von 2024 wider


Insgesamt produzierten erneuerbare Energien beachtliche 275,2 TWh Strom, was einem Anstieg von 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Anteil der erneuerbaren Energien am deutschen Strommix – also der Strom, der direkt aus der Steckdose bezogen wird – steigt von 55,3 Prozent im Jahr 2023 auf 56 Prozent im Jahr 2024. Diese Daten entsprechen den im Dezember veröffentlichten Prognosezahlen des Branchenverbands BDEW.


Unter Berücksichtigung der öffentlichen Nettostromerzeugung und der privaten, von Gas dominierten industriellen und gewerblichen Stromerzeugung betrug der Anteil der erneuerbaren Energien an der gesamten Nettostromerzeugung 58,6 Prozent. Dies ist ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr, als der Anteil der erneuerbaren Energien 54,7 Prozent betrug.


Dieser Anstieg des Anteils erneuerbarer Energien, verbunden mit einer Reduzierung der Kohleverstromung, führte zur CO2-effizientesten Stromerzeugung aller Zeiten – die Emissionswerte sanken um die Hälfte von 312 Millionen Tonnen CO2 im Jahr 2014 auf etwa 152 Millionen Tonnen pro Jahr. Die CO2-Emissionen aus der Stromerzeugung waren 58 % niedriger als zu Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1990.


Der gesamte Strombedarf – ohne Stromverbrauch und Verluste aus Speichern und konventionellen Kraftwerken – blieb konstant hoch und stieg leicht von 458 TWh auf 462 TWh. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass der Solarstrom für den Eigenverbrauch auf rund 12,4 TWh anstieg, was zwar technisch nicht zum gesamten Strombedarf zählt, aber deutlich auf einen insgesamt steigenden Stromverbrauch hindeutet.


Das boomende Wachstum von Batteriespeicherlösungen


Da Deutschland die Produktion aus erneuerbaren Energien weiter steigert, steigt gleichzeitig auch der Bedarf an Speicherkapazität. Dezentral Batteriespeicherlösungen haben sich als äußerst effektiv erwiesen, um die Schwankungen bei der Stromerzeugung aus Wind- und Solarenergie auszugleichen. Daher installieren Eigenheimbesitzer sie häufig zusammen mit einer neuen Photovoltaikanlage.


Bei den meisten kleineren Anlagen sind jedoch noch erhebliche Möglichkeiten zur Netzverbesserung oder zu Anreizsystemen ungenutzt. Im Bereich der Großspeicherung könnte sich die installierte Kapazität in den kommenden Jahren jedoch vervielfachen, wenn alle geplanten Projekte erfolgreich umgesetzt werden.


Die Batteriekapazität wird im Jahr 2024 dramatisch ansteigen und zwar von 8,6 GW im Vorjahr auf 12,1 GW. Auch die Speicherkapazität verzeichnete ein beeindruckendes Wachstum und stieg von 12,7 GWh auf 17,7 GWh. Die deutsche Pumpspeicherkapazität blieb jedoch bei etwa 10 GW unverändert.


2024: Ein Jahr der Stromerzeugung ohne Atomenergie in Deutschland


Zum ersten Mal seit 1962 verging in Deutschland ein ganzes Kalenderjahr (2024) ohne Stromerzeugung aus Kernreaktoren. Dies geschah, nachdem im April 2023 die letzten drei Kernkraftwerke Emsland A, Neckarwestheim 2 und Isar 2 abgeschaltet wurden. Diese Anlagen trugen in ihrem letzten Betriebsjahr 6,3 % zur öffentlichen Stromerzeugung bei. Es gab jedoch keinen Strommangel, da erneuerbare Energien die Lücke nahtlos füllten.


Die schwindende Rolle der Kohle in der öffentlichen Stromerzeugung


Im Jahr 2024 ist die öffentliche Nettostromerzeugung aus Kohlekraftwerken in Deutschland stetig zurückgegangen. Der Beitrag der aus Braunkohle erzeugten Energie betrug 71,1 TWh und lag damit 8,4 Prozent unter dem Vorjahreswert (77,6 TWh). Hinzu kamen 1,3 TWh für den industriellen Eigenverbrauch. Noch deutlicher ist, dass die Nettoproduktion aus Steinkohlekraftwerken auf 24,2 TWh schrumpfte, was einem Rückgang von satten 27,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht, da kein Steinkohlestrom mehr für den industriellen Eigenverbrauch bereitgestellt wurde.


Für historische Vergleiche muss die Bruttostromerzeugung betrachtet werden, da Daten zur Nettostromerzeugung erst ab dem Jahr 2002 vorliegen. Die gesamte Bruttostromerzeugung aus Braun- und Steinkohle wird auf rund 108 TWh geschätzt. So niedrige Werte gab es in Deutschland zuletzt im Jahr 1957.


Alternative zur Stromerzeugung stellte Erdgas dar, das mit 48,4 TWh zur öffentlichen Stromversorgung beitrug, was einem Anstieg von 9,5% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Für die Eigenversorgung der Industrie wurden zusätzlich 25,6 TWh erzeugt.


Anstieg der Stromimporte und Schwankungen der Energiemarktpreise


Das Jahr 2023 markierte eine wichtige Wende in der Energiesituation Deutschlands, da das Land einen positiven Energieimportüberschuss von 9,2 TWh verzeichnete. Dies war in erster Linie auf die niedrigeren Stromerzeugungskosten in den europäischen Ländern im Sommer zurückzuführen, gepaart mit den hohen Kosten für CO2-Zertifikate. Die Importmenge stieg im Jahr 2024 auf 24,9 TWh, was hauptsächlich auf die niedrigeren Energiekosten zurückzuführen war, die die Nachbarländer im Sommer boten. Die wichtigsten Länder, die Strom nach Deutschland exportierten, waren Frankreich, Dänemark, die Schweiz und Norwegen. Im Gegensatz dazu exportierte Deutschland Strom nach Österreich, Polen, Luxemburg und in die Tschechische Republik.


Im November und Dezember kam es zu deutlichen Preissteigerungen auf dem Energiemarkt. Die Folge dieses Preisanstiegs war, dass die Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen vorübergehend rentabler war als im Sommer 2024, was zu einem Rückgang der Importe führte. Im Gegensatz zu seinen Nachbarländern wie Österreich, der Schweiz und Frankreich verfügte Deutschland über ausreichende Kraftwerkskapazitäten, um auch im Winter Strom für den Export zu produzieren.


Der durchschnittliche volumengewichtete Day-Ahead-Energiemarktpreis sank um 15,5 % auf 78,01 €/MWh bzw. 7,8 Cent/kWh (2023: 92,29 €/MWh bzw. 9,23 Cent/kWh). Damit lag der Marktpreis unter dem Niveau des Jahres 2021 (93,36 €/MWh). Interessanterweise kam es im Jahr 2022 zu einem anormalen Anstieg des Energiemarktpreises auf 230,57 €/MWh aufgrund einer Krise, die durch den Angriff auf die Ukraine und die damit verbundene Nichtverfügbarkeit zahlreicher Atomkraftwerke in Frankreich ausgelöst wurde.

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